Kulturwanderung im Münstertal 2019
Der Freundeskreis Marienberg „A la riva del Rom
Mit dem Schweizer Postauto ging`s von der Grenze in Taufers nach Valchava, wo der Pastor im „Unruhestand“ Hans-Peter Schreich in der Biblioteca Jaura eine zahlreiche Schar vom Freundeskreis Marienberg empfing. 40 Jahre lang hat Pastor Schreich die reformierte Gemeinde im Val Müstair betreut und in dieser Zeit unter anderem eine ansehnliche Bibliothek aufgebaut, in der kein Schriftstück über das Val Müstair, über das benachbarte Taufers im Münstertal und über die beiden Klöster St. Johann und Marienberg fehlt. Schreich referierte mit Begeisterung über Gemeinsames und Trennendes zwischen dem Val Müstair und dem Vinschgau. Verbindendes Element (später auch trennendes) waren die Klöster St. Johann und Marienberg. Über 720 Jahre lang bis 1816 gehörten der Vinschgau und das Val Müstair zum Bistum Chur. Die Matscher Grafen hatten lange Zeit die Vogtei über beide Klöster. In großen Teilen des Oberen Vinschgaus wurde rätoromanisch gesprochen, bis es aufgrund der Reformation zu Beginn des 17. Jahrhunderts zum drastischen Zurückdrängen des Rätoromanischen vor allem auf Betreiben vom Marienberger Abt Matthias Lang kam. Seit 1618 durfte im Einflussgebiet von Marienberg nur noch auf Deutsch gepredigt werden, in Verwaltungsstellen und in den Gemeinden waren nur noch Deutschsprechende zugelassen. Romanisch wurde als Sprache der Ketzer verunglimpft. Schreich wies auf die wunderbaren Bemalungen der Häuser in Valchava hin und führte die Freunde Marienbergs in die evangelische und dann in die katholische Kirche.
Den Kontakt mit Hans-Peter Schreich hatte das Vorstandsmitglied Gerhard Kapeller geknüpft und so einen Einblick in die Münstertaler Nachbarn ermöglicht.
„A la riva del Rom“, also entlang eines wunderbaren Weges am Rambachufer, wanderte die Gruppe Tal auswärts und überquerte die grüne Grenze bei Puntweil. Im Grenz-Gasthaus Avinga ließen die Marienberger, begleitet von Pater Pius und von Frater Aemilian bei zünftiger Marende den Wandertag ausklingen.
Erwin Bernhart